Heute trifft sich Moritz mit dem Tiger Rusty und dem Reh Pearl. Sie planen eine Entdeckungsreise zum Tippelsberg. An manchen Stellen gibt es dort Steinplatten mit riesigen Fußabdrücken. Angeblich soll der Urgroßvater von Kurt Kuhhirte sogar einen Riesen in der Nähe des Berges gesehen haben. Die drei haben sich verabredet, um das Rätsel des Riesen zu lösen.
Moritz untersucht gerade den Boden an ihrem Treffpunkt, als Rusty und Pearl auf ihren Rollschuhen um die Ecke gerast kommen. „Guten Morgen, hast du gut geschlafen? Wir haben dir in unserem Rucksack ein Seitenfach freigeräumt. Spring auf und halt dich gut fest!“, begrüßt ihn Pearl.
Moritz nickt freudig und krabbelt in das Fach des bunten Rucksacks. Pearl hat es extra mit einem kuscheligen Tuch ausgestattet, damit Moritz bei der rasanten Fahrt nicht friert. Sie sausen los in Richtung des Tippelsberges. Rusty macht während der Fahrt kleine Kunststücke, fährt mal auf einem Bein, dreht sich im Kreis oder springt wild in die Luft. Moritz freut sich über die Showeinlage, ist jedoch froh, dass Pearl nicht mitmacht, denn die Fahrt ist auch ohne die Kunststücke äußerst ruckelig. Und er hat jetzt schon Mühe, sich mit seinen kleinen Pfoten am Innenfutter des Rucksacks festzuhalten.
Am Berg angekommen, ruft Moritz aufgeregt: „Hier ist es! Hier habe ich den riesigen Fußabdruck gesehen!“ Moritz klettert aus dem Rucksack und neugierig beginnen die drei suchen sie die Umgebung ab. Bis auf weitere Fußabdrücke finden sie jedoch keine Hinweise, die ihnen bei der Suche nach dem Riesen helfen könnten. Gerade als Rusty von einer kurzen Erkundungstour zurückkommt, hört Moritz neben sich ein leises Räuspern. „Was macht ihr hier?“, fragt ein piepsiges Stimmchen. Moritz dreht sich um und erblickt einen kleinen Hamster. „Wir möchten herausfinden, warum es hier so große Fußabdrücke gibt!“, antwortet Moritz. Jetzt beginnt der kleine Hamster aufgeregt zu hüpfen: „Am besten kommt ihr mit zu meinen Brüdern, denn wir Hamster wissen ganz genau, woher die Fußabdrücke stammen!“
Moritz, Rusty und Pearl folgen dem kleinen Hamster, der sich flink zwischen Büschen und Steinen hindurchzwängt. Nach kurzer Zeit erreichen sie eine Wiese, auf der zwei weitere Hamster miteinander Ball spielen. Als sie ihren Besuch erblicken, unterbrechen sie ihr Spiel und kommen aufgeregt angerannt. Der kleine Hamster berichtet: „Die drei untersuchen die großen Fußspuren und möchten herausfinden, was es damit auf sich hat. Da dachte ich, wir könnten ihnen unsere Geschichten erzählen.“ Moritz, Rusty und Pearl setzen sich ins hohe Gras und blicken die Hamster gespannt an. „Wer von euch kann uns denn nun weiterhelfen und kennt die Lösung des Rätsels?“, fragt Rusty neugierig.
Die Hamster beginnen hektisch durcheinander zu hopsen. „Ich weiß es!!!“, „Nein, ich kenne die richtige Geschichte!“, „Hört nicht auf die beiden! Wenn hier einer die Wahrheit kennt, dann ich!“, „Nein, ich, ich, ich!“, schallt es immer lauter über die Wiese. Moritz, Rusty und Pearl schauen sich fragend an. Rusty unterbricht die streitende Bande und ruft laut: „Ihr könnt doch alle eure Geschichte erzählen, nur am besten nicht durcheinander. Wir verstehen euch am besten, wenn nur einer redet.“
Die Hamster beruhigen sich etwas und der erste tritt vor: „Dann fange ich an! Ich habe euch schließlich hergebracht. Die Fußabdrücke stammen eindeutig vom Riesen Tippulus, da sind wir uns alle einig. Nur jeder von uns hat eine andere Geschichte in der Schule gelernt und wir haben bis heute noch nicht herausgefunden, welche davon stimmt. Ich habe gelernt, dass vor vielen Jahren ein großer freundlicher Riese in der Gegend gewohnt hat. Nach einer langen Wanderung taten ihm die Füße weh und er musste eine Pause machen. Er zog seine Schuhe aus und entdeckte darin jede Menge Sand und Steine. Kein Wunder, dass ihm die Füße so weh taten. Also schüttete er alles aus. Wie ihr euch denken könnt, ist der Schuh eines Riesen ganz schön groß! Um nicht zu sagen, riesig! Und bevor er sich versah, war ein großer Berg aus all den Steinen in seinen Schuhen entstanden. Und genau diesen Berg nennen wir heute den Tippelsberg.“
Nun kann sich der zweite Hamster nicht mehr zurückhalten: „Jetzt bin ich aber an der Reihe! Es stimmt zwar, dass ein Riese in der Gegend gewohnt hat, doch mochte er keine Wanderungen. Und freundlich war er auch nicht gerade. Deswegen hat er sich auch regelmäßig mit seinem Nachbarn, einem anderen Riesen, gestritten. Eines Tages waren sie so böse aufeinander, dass sie sogar mit Steinen nach einander geworfen haben. So entstand auf der einen Seite der Tippelsberg und auf der anderen Seite ein Berg, den man Haardhöhe nennt.“ Der kleine Hamster blickt stolz in die Runde. Doch schon drängt sich der dritte Hamster in den Vordergrund und fängt an, zu erzählen: „Also, so ist es ganz und gar nicht gewesen. Es gab zwar einen zweiten Riesen, aber die beiden haben sich nicht gestritten, sondern waren die besten Freunde. Sie haben zusammen viel Gutes getan. Einmal haben die beiden sogar eine Bauersfrau vor bösen Hexen gerettet. Die sollen hier früher einmal gelebt haben. Allerdings mussten die Riesen, um die Bauersfrau zu retten, mit den gemeinen Frauen kämpfen. Dabei wurde der Riese Tippulus verletzt und soll in eine tiefe Ohnmacht gefallen sein. Manche sagen sogar, dass er noch heute an der gleichen Stelle liegt und tief und fest schläft, während seine Verletzungen heilen. Nach und nach sind auf seinem Bauch Büsche und Bäume gewachsen. Der Riese selbst ist also der Tippelsberg!“
Nachdem der dritte Hamster seine Geschichte beendet hat, fangen die beiden anderen Hamster an, mit ihm zu diskutieren und zu streiten. Keiner glaubt, dass die Geschichte der anderen wahr ist.
Während sie weiterstreiten und dabei über die Wiese kugeln, sind ihr Besuch völlig vergessen. Rusty und Pearl ziehen ihre Rollschuhe an, setzen Moritz auf ihren Rucksack und winken den Hamstern noch einmal zum Abschied zu. Als sie den Berg runter sausen, fragt Moritz: „Was meint ihr, welche Geschichte stimmt?“ „Ich weiß es nicht“, erwidert Pearl nachdenklich. Moritz kuschelt sich etwas tiefer in das gemütliche Rucksackfach und schaut den Berg hinauf. Für einen kurzen Moment meint er, ein tiefes dumpfes Seufzen zu hören, aber vielleicht war es auch nur der vorbeirauschende Fahrtwind.